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Gedenken zur Ermordung von Arbeitern im Keglerheim
Es werden Blumen niedergelegt
Zum politischen Hintergrund
Am 13. November 1932 fanden in Sachsen Kommunalwahlen statt. Sie brachten eine Stärkung der KPD, bei gleichzeitiger Schwächung der SPD und katastrophalem Einbruch an Stimmen für die NSDAP. Mit der Zerfallserscheinung in der NSDAP verlor die Bourgeoisie die letzte Möglichkeit, die revolutionäre Arbeiterbewegung zu bekämpfen. Führende Köpfe des Kapitals: Schacht, Schröder, Thyssen, Vögler, Krupp u.a. wandten sich an Reichspräsident Hindenburg mit der Forderung, Hitler zum Reichskanzler zu ernennen.
Für den 22. Januar 1933 bereiteten die Nazis einen Aufmarsch vor dem Karl-Liebknecht-Haus in Berlin, dem Sitz des ZK der KPD, vor. Der Vorschlag der KPD an die SPD-Führung diese Provokation durch eine gemeinsame außer-parlamentarische Aktion abzuwehren wurde von dieser abgelehnt, da sie nur „gesetzliche“ Mittel anzuwenden bereit war. So konnten am 22. Januar die Faschisten unter dem Schutz von 15.000 Polizisten in der Nähe des Karl-Liebknecht-Hauses aufmarschieren. Die KPD führte daraufhin am 25. Januar 1933 landesweit eine Protestaktion gegen diese faschistische Provokation durch.
In Dresden war die Situation der Nazis besonders günstig, da der Staatsapparat - insbesondere die Polizei - in starkem Maße von Faschisten durchsetzt war. So wurde für die Protestaktion der Kommunisten von der Dresdner Polizei wiederum eine Provokation geplant, die als „Blutbad im Keglerheim“ Geschichte machte.
Zu den Ereignissen im Keglerheim
Sowohl in Berlin wie auch in Dresden führte die KPD am 25. Januar Protestaktionen durch. In Dresden begann die Protestaktion mit einer Kundgebung auf dem Bönischplatz, auf der zur Einheitsfront gegen den Faschismus aufgerufen wurde. Dieser Aufruf richtete sich an die sozialdemokratischen Arbeiter, deren Führung aufgrund ihrer defensiven Haltung Verrat an den Interessen der Arbeiterklasse vorgeworfen wurde.
Nach Abschluß der Kundgebung formierte sich ein Zug von ca. 1.200 Arbeiter, der zum Keglerheim in die Friedrichstrasse zog. Die Polizei versuchte mehrfach den Zug aufzulösen. Der Saal im Keglerheim war mit einer geschätzten Besucherzahl zwischen 600 bis 800 Menschen völlig überfüllt. Der Referent „Fraedrich“ - Mitglied der KPD - sprach über die Krise, die volksfeindlichen Maßnahmen der Regierung und über die Rolle der Nazis in der Politik der Bourgeoisie. Als der Redner den Terror der Nazis anprangerte, wurde mit polizeilicher Gewalt die Versammlung aufgelöst. Hierbei fielen von Seiten der faschistischen Polizei Schüsse, die 9 Tote, 12 Schwerverletzte und zahlreiche Leichtverletzte unter den Arbeitern forderten.
Zu den 9 Toten zählten:
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Fritz Domaschke
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Walter Liebscher
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Paul Eichhorn
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Paul Maiwald
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Kurt Förster
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Richard Michel
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Kurt Göbel
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Adolf Sommerfeld
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Herrmann Koch
Das Presseamt des Polizeipräsidiums rechtfertigte das Blutbad mit der Lüge, die Polizei habe in Notwehr gehandelt, da angeblich von Seiten der Versammlungs-Besucher auf die Polizei geschossen worden wäre. Hierbei sei angemerkt, daß auf Seiten der Polizei kein Einziger verletzt wurde. In der Folge wurden Versammlungen unter freiem Himmel und Umzüge in der Stadt polizeilich verboten.