26. August 2019 Von Katja Kipping

#unteilbar - eine Danksagung

Es kann ja sein, dass die Zweifler nicht ganz unrecht haben, wenn sie meinen, mit Demonstrationen - egal wie klein oder groß sie sind - überzeuge man niemanden. Was im konkreten Falle die harten Anhänger der AfD betrifft, mag das wohl sein. Hier ist mit Bekundungen ebenso wenig zu holen, wie mit Diskussionen. Zu tief sind sie in den Lügenblasen der sozialen Netzwerke gefangen, welche die AfD täglich neu aufpustet. Hier kann man nur auf Ernüchterung hoffen, über das, was von der AfD inhaltlich kommt. Bisher war das außer rassistischem Geschwätz nichts - und es wird sich da auch kaum etwas ändern.

Und dennoch ist das Gegenhalten wichtig. Wichtig zum einen für alle Menschen, die sich gegen Hass, rassistische Hetze und Ausgrenzung von Minderheiten zur Wehr setzen - und zwar täglich, überall im Lande. Oft bezahlen diese Menschen einen hohen Preis: Sie werden selbst ausgegrenzt, angefeindet, beleidigt, bedroht. Endlich wieder einmal Gemeinsamkeit spüren, wissen, dass man nicht allein ist, sich austauschen und gegenseitig motivieren: Das ist der unschätzbare Mehrwert einer Demonstration wie #unteilbar.

Zum anderen ist es wichtig, auch dem politischen Betrieb klar und deutlich zu sagen: Seit vier Jahren überbietet Ihr Euch darin, die "besorgten Bürger" ernst zu nehmen. Seit vier Jahren interessiert diese das kein bisschen - Verrohung, Hass und Hetze dieser "Besorgten" erreichen unglaubliche Ausmaße. Jetzt nehmt verdammt nochmal endlich unsere Sorgen ernst.

Unsere Sorge, dass Rassisten dieses Land übernehmen. Unsere Sorge, dass den Beleidigungen und Drohungen immer öfter Taten folgen. Unsere Sorge, dass sich ethnische, religiöse oder kulturelle Minderheiten in diesem Land nicht mehr sicher fühlen können. Unsere Sorge, dass inzwischen selbstverständliche Errungenschaften und gesellschaftliche Standards brutal in Frage gestellt werden. Unsere Sorge, dass Menschen, die sich mühen, die tickende ökologische Zeitbombe zu entschärfen als Spinner diffamiert werden. Unsere Sorge, dass die Freiheit von Presse, Kunst religiösem Bekenntnis in Frage gestellt werden.

Aus genau diesen - mehr als berechtigten - Sorgen sind am 24. August 2019 40.000 Menschen in Dresden auf die Straße gegangen. Es war ein großartiger Tag. 400 Organisationen, Initiativen, Verbände und Parteien haben sich auf ein gemeinsames Konzept für einen kreativen, friedlichen Protest gegen rassistische Umtriebe geeinigt und die Menschen auf die Straßen der sächsischen Landeshauptstadt gebracht. Das war fantastisch und ich möchte mich an dieser Stelle bei allen, die in Vorbereitung und Durchführung beteiligt waren, ganz herzlich bedanken. Es war wichtig, dass Ihr da wart - und es war auch wichtig, dass wir in Dresden waren. Und vielleicht haben wir doch den einen oder anderen Unentschlossenen davon überzeugen können, dass die AfD alles mögliche ist - aber beim besten Willen keine akzeptable Alternative!

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